BB-04 - Artikel über die Entwicklung unseres Bado

 

verfasst 2012 - geändert am 30.05.2012

 

Bado, der Bajuwarische Weg - Wir entwickeln uns weiter

(ba = bajuwarisch, do, jap. = der Weg)

 

Von Walter Hochmuth, Trainerassistent

 

In unserem Selbstverteidigungssystem „Bado“ sehen wir eine sehr moderne, dynamische Sportart. Hier handelt es sich nicht um ein starres, festgefügtes Gebilde wie bei anderen Disziplinen - nein, unser Bado lebt und entwickelt sich ständig weiter. Viele Techniken aus exotischen Kampfkünsten fließen in das von Karl Plass erschaffene Bado mit ein, werden geprüft, getestet, bewertet, gegebenenfalls abgeändert und unserem Zweck an- und eingepasst. Wir nehmen nicht nur Anwendungen aus dem asiatischen und südostasiatischen Raum in unser Programm auf, sondern sehen uns auf der ganzen Welt um, damit wir unseren Mitglieder ein einfaches, wirksames Selbstschutz-Kompendium anbieten können.

 

 

Bild 1: Schläge und Stöße und deren Abwehr werden permanent eingeübt, solange bis sie in „Fleisch und Blut“ übergehen und danach im Prinzip automatisch ablaufen. Hier wird zum Beispiel ein Rückhandschlag ausgeführt, dieser erfolgreich geblockt und weitergeleitet. Die einzelnen Abläufe lernen wir anfangs in einem fließenden Drill, in dem abwechselnd angegriffen und verteidigt wird. In der nächsten Stufe kombinieren wir verschiedene Attacken, die dann individuell abgefangen werden müssen.

 

Neu hinzugekommen ist bei unserem Bado eine eigene Kreation des Tai Chi verbunden mit Yoga und das Arbeiten mit Gymnastik-Bällen, damit Fitness, Gelenkigkeit, Ausdauer, Gleichgewichtssinn usw. gesteigert werden können. Na ja, nach zwanzig Durchgängen, jeweils rechts und links beim „Teutonischen Aufstehen“, weiß ein jeder von uns, was er da geleistet hat und niemand kann sagen, dass er noch nicht genügend warm geworden ist. Dabei schaut das alles gar nicht so schwer aus. Aber wenn man diese Übung sauber turnt, nicht schnell-schnell, sondern langsam und mit Bedacht - unser Trainerist da akribisch genau - merkt man schon, welches Leistungsdefizit bei uns noch vorhanden ist. Aber wir verbessern uns mit jeder Trainingseinheit!

 

 

Bild 2: Mit Gymnastik-Bällen werden zum Beispiel die Koordination der einzelnen Gehirnhälften miteinander und speziell der Gleichgewichtssinn geschult. Dabei bringt uns so manche „feinsinnige“ Bemerkung oder so mancher bayerisch-derbe Kommentar zu dem gewünschten Lächeln, das auch unser Trainer immer wieder anmahnt. Ein wenig frotzeln finden wir immer noch besser, als mit stetiger Verbissenheit und verhärmtem Gesicht ein vorgegebenes Arbeitspensumstur abzuspulen.

 

 

Bild 3: Das „Teutonische Aufstehen“ stellt ein Fitness-Modul dar, das nahezu alle Muskelpartien beansprucht. Es kann, wie hier gezeigt, ohne „Handicap“ ausgeführt werden, lässt sich aber zur „Verfeinerung“ mit Rundgewichten, Hanteln - draußen im Freien, je nach Realitätssinn, sogar mit Pflaster-, Ziegelsteinen, Sandsäcken oder mit stumpfen Waffen (Stöcken, Keulen, Gummimesser) usw. zu einem regelrechten Krafttraining ausbauen. Was hier spielerisch leicht aussieht, geht in Wirklichkeit enorm auf die Kondition!

 

Wir versuchen ständig unsere „Form“ - im asiatischen Kampfsport werden diese festen Bewegungsabläufe auch „Kata“ genannt - zu vervollkommnen. Mit dem Partner oder der Partnerin integrieren wir immer wieder diese grundlegenden Basisprozeduren des Bado in unsere Anwendungen, kombinieren sie und versuchen, daraus eine eigene, persönliche, sinnvolle Verteidigung zu gestalten. Dabei gibt es keine starren Regeln, denn jeder hat seine Vorlieben, weiß um seine Stärken und Schwächen. Deshalb passen die einzelnen Teilnehmer, ob groß oder klein, Schwer- oder Leichtgewicht, Frau oder Mann, die Aktionen aus der „Form“ oder nur eine Auswahl daraus für sich selbst maßgeschneidert so an, dass man sie am effektivsten einsetzen kann.

 

 

Bild 4: Die Kata beinhaltet das Grundgerüst unserer Ausbildung. Daraus entwickeln wir unser eigenes weiterführendes Abwehrsystem. Im Bild wird zum Beispiel der Ellenbogenschlag dargestellt, in Verbindung mit einer Deckung durch die andere Hand. Damit man sich die Reihenfolge der Form-Bestandteile leichter einprägen kann, heißt dieser Abschnitt in unserem bild-sprachlichen „Merk-Vers“: ... der rechte Ellenbogen löscht das Licht aus und der linke Fächer schützt gegen die Sonne ...

 

 

Bild 5: Ein Angriff mit einem Knieschlag und die entsprechende Gegenmaßnahme mit einem Block, der im Ernstfall ausgesprochen schmerzhaft auf die „Knochen“ gehen kann, wenn man natürlich weiß, wie man ihn richtig handhabt. Danach würde sich eine Kombination aus einem Fauststoß/Fingerstich und Hebel oder Würger anschließen.

 

Zur Zeit binden wir neue Schrittfolgen in die Form-Elemente mit ein, um ein ganzheitliches System zu erhalten. Bis das alles aber unser Verstand koordiniert hat und es wie von selbst abläuft, werden noch so manche schweißtreibende Stunden im Dojo der Judoabteilung des TSV vergehen und noch viel Wasser in der Abens durch Mainburg fließen.

 

Ein besonderes Augenmerk legt Karl Plass auf das Ausweichen mit Parieren von Schlägen, Ableiten des gegnerischen Angriffs und mit dem Heraustreten aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich. Unser Wahlspruch dabei lautet: „Warum soll ich die harte Konfrontation suchen, wenn es sich ebenso viel bequemer, eleganter und kräfteschonender verwirklichen lässt!“ Nebenbei erwähnt - dieses Ausweichen und Ableiten sind nicht nur in einem realen Kampf sinnvoll, vorteilhaft und wirksam; sie können sogar in anderen Kampfsportarten sehr gut verwendet werden.

 

Wenn wir jetzt für unser Bado das Interesse geweckt haben - einfach einmal am Donnerstag ab 19.45 Uhr bis 21.15 Uhr in das Dojo der Judo-Abteilung im TSV Mainburg hereinschauen und sich informieren.

 

 

Bild 6: Auch das Vereinsleben kommt nicht zu kurz. Da werden schon schnell einmal ein paar Bänke zusammen- und aufeinandergestellt und eine kleine Brotzeit improvisiert.

 

Noch ein wichtiger Hinweis: Bado ist kein Sport, den man sich mal so kurz in einem Zug aneignen kann, wie es ja heute bei den Modeerscheinungen in der Fitness-Szene leider der Fall ist. Nein, Bado baut auf das langfristige Pauken weniger aber effizienter Grundtechniken, die durch beharrliches Üben, individuelle Anpassung an den jeweiligen Anwender bis zur Vollendung betrieben werden können. Dazu gesellen sich im Nebeneffekt noch Steigerungen bei der Ausdauer, Kraft, Koordination und beim Gleichgewichthalten. Diejenigen, die nur schnell einmal einen Lehrgang in „Selbstverteidigung“ suchen und sich dann „aktiv“ auf der Straße oder vor der Disko profilieren wollen, werden sich bei uns im Bado sehr hart tun und sicherlich äußerst enttäuscht sein.

 

Als mich neulich jemand gefragt hat, wie alt ich eigentlich sei und er mich dann so um die 55 Jahre geschätzt hat, habe ich ihm erklärt, dass ich gefühlt 49 Jahre alt bin, ... das aber bereits seit gut 14 Lenzen. Zugegeben, ich bin allerdings schon ein paar Jährchen bei Karl Plass und seiner Bado-Gruppe.