KE-06 - Sind die Stauräume dicht und wie repariere ich einen PE-Kajak

 

verfasst 2011 - geändert am 05.03.2011

 

Leider kann ich nur über die Erfahrungen mit meinem Kajak berichten. Mein Kodiak von Prijon wurde aus HTP gefertigt. Nach Angaben des Herstellers ist das ein Hochleistungsthermoplast der nur beim Druckblasen verwendet wird und nicht beim Rotationsverfahren. Angeblich soll HTP gegenüber dem rotierten PE Vorteile bei der Formstabilität, Abrieb und Bootsgewicht haben. Das kann ich selbst aber nicht beurteilen, weil mir dazu der Vergleich fehlt.

 

Mein Kajak ist über 10.000 Kilometer und über 300 Tage auf dem Meer gepaddelt worden. Das tägliche Aus- und Einbooten (außer bei Nachtfahrten) erfolgte auf die brachiale Art, indem ich den vollgepackten Kajak über Sand, Kiese, Steine, glatte Felsen, Beton, aber auch über Schotter schleifte. Einige Male schruppte ich beim Paddeln über ausgewaschenes scharfkantiges Gestein und hobelte dadurch so manchen Span aus dem Boden. Aber der Kajak ist bis jetzt vom Material her noch nicht undicht geworden. Allerdings versuche ich beim Paddeln eine direkte Grundberührung mit diesen scharfkantigen Felsen unter Wasser zu vermeiden, gelingt aber nicht immer.

 

Die Robustheit des Kajaks und sein Ladevolumen war der Hauptgrund für meine Kaufentscheidung als Solokajaker. Da ist für mich das höhere Gewicht völlig nebensächlich. Die Vertreter der „Ultraleicht-Gilde“ mögen meinen letzten Satz bitte ignorieren und ihn aus ihrem Gedächtnis streichen!

 

Mit der Reparatur von PE habe ich noch keine Erfahrung. Hier gebe ich lediglich meine persönlichen Vorstellungen, Gedanken und Meinungen wider, wie eine Reparatur von PE durchgeführt werden könnte, allerdings ohne jegliche Gewähr!

 

Da PE und HTP einThermoplast ist, halte ich eine Reparatur mit Hitze für sehr erfolgversprechend. Die Hersteller bieten Reparaturstifte aus dem Material der Boote an. Ich kann mir vorstellen, dass man mit Hilfe eines Lötkolbens und eines Reparaturstifts, einen Riss oder Bruch flicken kann. Man müsste aber darauf achten, dass die Temperatur des PEs am Boot und am Stift nur so groß sein darf, dass beide Materialien sicher miteinander verkleben (nur anschmelzen). Das PE am Boot darf nur so warm werden, dass das heißere und dadurch weichere PE des Reparaturstifts mit dem des Bootes verklebt. Auf keinen Fall darf das PE des Bootes zum Fließen kommen, sonst gerät es außer Kontrolle! Ich könnte aber mit dem heißen Lötkolben von dem über der Schadstelle aufgesetzten PE-Stift etwas Material abschmelzen und vorsichtig in den Riss oder Bruch drücken und es leicht anreiben bis sich die beiden Materialien verbunden haben. Mit einem Lötkolben müsste es möglich sein, die Temperatur durch kurzzeitiges Antippen (variabler Druck) so zu steuert, dass nur eine oberflächliche Verschmelzung zustande kommt. Wenn bei einem Bruch kein Materialabtrag am Boot entstanden ist, müsste das Verkleben durch Anschmelzen auch ohne Reparaturstift gelingen.

 

Für den Outdoorbereich könnte man als Lötkolbenersatz ein Flacheisen, ein zusammengefaltetes Dosenblech, einen dicken Draht oder einen Nagel (alles was man halt draußen so findet) über den Kocher oder in der Glut des Lagerfeuers erhitzen (Vorsicht: Metall gegen Hitze mit Holz isolieren, sonst tut's weh!). Die Anlassfarbe sollte zwischen grau (360 Grad Celsius) und dunkelbraun (550 Grad Celsius) liegen. Auf keinen Fall darf das Metall glühen! Man müsste es wirklich einmal in aller Ruhe in der Werkstatt ausprobieren, ob es auch funktioniert, und dass man dafür ein handwerkliches Gefühl bekommt. Ich bin aber noch nicht in die Zwangssituation gekommen, es an meinem Kajak ausprobieren zu müssen, was meines Erachtens schon für eine gute Qualität des Materials HTP spricht.

 

Die einzige Reparatur bei meinem Kajak hatte ich an der Befestigung des Steuerbeschlags am Bootskörper. Dieser war an meinem Boot mit einer durchgehenden Schraube und zwei Nieten verbunden. Durch die ständige Belastung der Ruderanlage, ich benutzte das größere Blatt der Zweierkajaks, hatte sich auf der ersten Fahrt die Befestigungsschraube gelockert und Wasser sickerte ins Boot (hintere Stauraum). Die Reparatur erledigte ich selbst, indem ich die Schraube mit Sekundenkleber bestrich in die Durchführung steckte und noch bevor der Kleber aushärtete mit dem Schraubenzieher fest anzog. Seitdem ist der Kajak absolut dicht und die Steueranlage hat jeglicher Belastung standgehalten! Sicherheitshalber ersetzte ich dann zu Hause noch die oberer Niete durch eine Schraube.

 

Bei den neuen Booten von Prijon wurde der Beschlag geändert. Leider kann ich aber dazu keine Angaben machen.

 

Die Seilzüge für das Fußsteuer verlaufen im gesamten Stauraum in an den Durchführungen abgedichteten Plastikröhren so dass kein Wasser eindringen kann. Der zweiteilige Lukendeckel (wasserdichte Neoprenabdeckung und Plastikdeckel als Schutz vor mechanischer Belastung wie Wasserdruck) sind nach 10.000 km immer noch dicht. Das System ist zwar unhandlicher als ein einzelner Gummideckel, dafür sind aber die Luken größer zum leichteren Beladen, insbesondere von sperrigen Gütern (Bootswagen, lange Kleidersäcke, Zeltbeutel, Liegematte usw.).