KE-07 - Spezieller Kleber für Polyethylen (PE und HDPE)

 

 verfasst 2012 - geändert am 22.03.2012

 

Ein Forumsmitglied empfahl für das Verkleben einer Steuerschiene aus Aluminium in ein HDPE-Kajak den Heißkleber „technikoll 9320“.

 

Ihm gab ich anhand der Herstellerbeschreibung zu bedenken:

 

Danke für den Hinweis auf den Heißkleber „technicoll 9320“. Er scheint tatsächlich geeignet zu sein, Polyethylen zu verkleben. Zumindest gibt der Hersteller in seiner Produktbeschreibung explizit an, dass unter anderem PE und HDPE geklebt werden können. Ebenso sollen auch Metalle mit diesem Heißkleber zu verbinden sein. Dazu empfiehlt der Hersteller aber, das Metall zuvor anzuwärmen.

 

Nach der Firmenspezifikation ist das der passende Klebestoff für eine Verbindung einer „Stemmbrettschiene“ aus Metall (Alu, Eisen) mit einem PE- oder HDPE-Kajak, allerdings mit geradem Boden, an dem die Metallschiene flächig aufliegt (z.B.: mein Kodiak). Die Frage ist allerdings, ob all diese Versprechungen des Herstellers auch in der Praxis erfüllt werden. Das kann aber nur die Erfahrung aufzeigen.

 

Meiner Einschätzung nach könnte eine sichere Verklebung von PE und Metall gelingen, wenn die zu verarbeitenden Materialien bei der Prozedur nicht nur angewärmt, sondern die Metallschienen eventuell zusätzlich sogar heiß gemacht werden. Um eine Steuer-Schiene von rund 500 mm Länge mit einem Heißkleber sicher mit einer PE-Platte (Kajak-Boden) zu verbinden, muss der Kleber beim Zusammenfügen der beiden Teile noch flüssig sein. Hierin sehe ich das größte Problem!

 

Man müsste den Kleber mit einer Heißklebepistole direkt auf das sehr warme Metall (über 100 Grad (?), bei Schmelztemperaturen von bis zu 200 Grad) flächig (!) auftragen, damit er noch flüssig ist, wenn man die Metallschiene auf den Kajakboden presst. Empfehlen würde ich auch, die Metallfläche zuvor anzurauen (Kreuzstrich mit einer Schruppfeile), damit die Haftfähigkeit vergrößert wird. Eventuell wäre es sogar günstig, auch den Kajak im Klebebereich auf gut „handwarm“ (ca. 50 - 60 Grad) zu bringen und zuvor gründlich zu reinigen, damit eine Verschmutzung nicht zu einer Qualitätsminderung bei der Verschmelzung von Kleber und Kajakboden führt.

 

Letzter Punkt ist der wichtige Hinweis des Herstellers, dass der Klebstoff nicht für permanente Unterwasserbelastung geeignet ist! Weil sich in der Sitzluke immer ein Restwasser am Boden befindet, ist hier tatsächlich eine Beeinträchtigung der Klebestelle zu befürchten. Als Abhilfe könnte ich mir dabei vorstellen, die Verbindungsstellen zwischen der Metallschiene und dem Kajakboden mit Silikon großzügig zu verfugen, so dass kein Wasser den Kleber erreichen kann.

 

Das wären so meine laienhaften Überlegungen, wie man eine Verklebung von einer Steuerschiene aus Metall mit einem Kajakboden aus Polyethylen (mit den wenigen Angaben des Klebstoffherstellers) bewerkstelligen könnte. Ob so eine Verbindung aber den Belastungen des Auspumpens eines Kajaks standhalten wird, kann nur in einem Langzeit-Test ermittelt werden.

 

Auf meinen Großfahrten, bei denen ich der Zuverlässigkeit eine Priorität einräume, zähle ich deshalb lieber auf die altbewährten, mechanischen Verbindungen (Verschraubung), mit denen ich noch selten Probleme gehabt habe.

Daraufhin antwortete mir das Forumsmitglied, dass er mit dem Kleber sehr gute Erfahrungen gesammelt hat. Er habe sogar sein Paddel damit repariert, das ja auch ständig mit Wasser in Berührung kommt. Dabei sei es noch zu keiner Beeinträchtigung der Klebestelle gekommen.

 

Zu diesen praxisbezogenen Argumenten bezog ich nachstehende Stellung:

 

So wie PE und HDPE wird auch Polypropylen (PP) vom Hersteller als spezielles Anwendungsgebiet dieses Heißklebers aufgeführt. Scheinbar hast Du bis jetzt mit Deinem reparierten Paddel sehr gute Erfahrungen gemacht. Obwohl die Klebestelle dauernd mit Wasser in Berührung gekommen ist.

 

Meine Versuche im Jahre 2003, nach meiner ersten Tour, die Scharten am Bootsboden mit einem herkömmlichen Heißkleber aufzufüllen, misslangen. Er verband sich nicht mit dem HDPE des Bootes. Entweder hatte ich da den falschen Kunststoff verwendet oder die Klebestelle wurde nicht richtig heiß, so dass keine innige Verschmelzung stattgefunden hat.

 

In den nächsten drei Wochen werde ich einmal im Rahmen einer kleinen Campertour in Rosenheim bei Prijon vorbeifahren und mich intensiv beraten lassen und danach (wenn es etwas wärmer geworden ist, aber noch vor meiner Tour 2012) einmal versuchen, die Riefen, zumindest die tiefsten, mit dem von Prijon bereitgestellten Heißkleber (Reparaturstift aus HDPE in der entsprechenden Bootsfarbe) oder mit dem oben erwähnten Heißkleber auszufüllen. Nach dem Datenblatt ist das Produkt „fugenfüllend“ und kann „raupenförmig“ aufgetragen werden. Es wird sich dann auf der Seekajak-Reise zeigen, ob der verwendete Kleber auch hält, was er verspricht.

 

Wie sich die verfugte Stelle und das Kunststoff-Material im Einsatz bewährt hat, werde ich dann anschließend im Herbst berichten.