BG-08 - Normierte Entscheidungshilfe - Wertetabelle

 

verfasst 2011 - geändert am 30.11.2011

 

Will man gleiche oder ähnliche Gegenstände (alle zum seben Zweck) vergleichen, um feststellen zu können, welches Produkt besser ist als das andere, verwendet der Fachmann eine Wertetabelle.

 

Gleiche oder ähnliche Gegenstände können zum Beispiel im Outdoor-Bereich sein: Zelte, Schlafsäcke, Kajaks, Schuhe, Kocher, Rucksäcke, Bekleidung und vieles andere mehr. Blickt man in die einzelnen Foren, dann wimmelt es nur so von Empfehlungen, Berichten, Erfahrungen, Meinungen, Favoriten über die einzelnen Ausrüstungsgegenstände - eine normierte Entscheidungshilfe mittels einer Wertetabelle ist jedoch kaum anzutreffen, um so verwirrter ist der Leser. 

 

Dabei benutzen wir diese Wertetabellen eigentlich laufend. Wenn wir ein Produkt auswählen, schauen wir doch in die Testberichte, die die Stiftung Warentest und andere Warentester veröffentlichen. Wir lesen dort genau die Tabellen, die die Tester der Fachmagazine erstellen. Warum kann man nicht selbst so eine Wertetabelle anfertigen?

 

Wenn man sich eine Tabelle zum Beispiel bei der Stiftung Warentest genau betrachtet und sich bewusst macht, wie sie gegliedert ist, nach welchen Kriterien untersucht wird, ist es ein Leichtes, seine eigene Wertetabelle für die zu vergleichenden Gegenstände anzulegen. Dann wären eigentlich die Fragen in den einzelnen Foren überflüssig, die nach der Qualität von verschiedenen Produkten heischen und die Ergebnisse der einzelnen User dann in elllenlangen, sinnlosen Diskussionen aufgerieben werden. So nach der Methode: „Ich interessiere mich für den Schlafsack a, b und c. Welchen soll ich kaufen? Na, damm macht mal!“ Das Ergebnis führt in der Regel ad absurdum und ist kaum zu verwenden

 

Würde der Interessent eine Wertetabelle (wie bei der Stiftung Warentest), die auf reine Daten (z.B.: Gewicht, Größe, Temperaturbereich, Material, Farbe, Schadstoffe, Beschaffung/Lieferzeit, Verbrauch, Preis usw.) aufbaut, erstellen und neben den leicht ermittelbaren Produktangaben aus den Prospekten und Datenblättern der Hersteller nur die noch fehlenden Angaben von den anderen Forumsmitgliedern abfragen, über die sie etwas aussagen können und schon eigene Erfahrungen gesammelt haben, dann könnte er nach der Auswertung der Tabelle zu einem einigermaßen objektiven Ergebnis, ohne langes Herumgeschwafle, gelangen. Danach kann er sich dann leichter für ein Produkt entscheiden.

 

Meine erste private Wertetabelle hatte ich nach dem Lehrgang über Entscheidungshilfen in den frühen 1980er Jahren erstellt, weil ich mein Tourenrad mit Rahmenbruch ersetzen musste. Das Ergebnis war bei weitem nicht das, was ich mir erhofft hatte, kaufte mir aber doch das Rad mit der besten Bewertuung und war mit ihm dann auch sehr zufrieden.

 

Weitere Wertetabellen folgten im Laufe der Zeit für unterschiedliche Produkte, die nicht von den Warentestern beurteilt worden waren.

 

Vor 8 Jahren, als ich einen Seekajak gesucht hatte, ging ich entsprechend der Wertetabelle ebenfalls professionell vor:

 

Zunächst beantwortete ich mir selbst die 6 W-Fragen: wer, wie, was, wann, wo, warum (siehe Beitrag BK-07 - "Normierte Entscheidungshilfe - Die 6 W-Fragen"). Damit hatte ich die für mich wichtigen Kriterien ausgewählt und mit einer Gewichtung (Prozent- oder Punktezahl - siehe dazu die Beispiele bei der Stiftung Warentest) versehen, die ich bei der Wertetabelle zum Vergleich der verschiedenen Modelle, entsprechend der Methode von „Stiftung Warentest“, verwendete. Und heraus kam, nicht ein spezielles Seekajak, sondern der in der Seekajak-Szene nicht besonders begehrte „Kodiak“ aus der Kajak-Schmiede Prijon. Eigentlich müsste es ja Kajak-Plastik-Gießerei heißen oder so ähnlich.

 

Ich musste damals zugeben, zunächst war ich mit dem Ergebnis auch nicht recht zufrieden gewesen und ich hatte an den Kriterien herumgebastelt, damit vielleicht doch noch ein echter „Seekajak“ herauskam. Und ich hatte sogar Erfolg! Aber wenn ich mir dann die Kriterien ansah, die ich anfangs aufgestellt hatte und sie mit denen zum Schluss verglich, stellte ich fest, wie sehr ich sie verbogen hatte, nur um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Ich hatte mich dabei selbst belogen!

 

Was ist meine Konsequenz gewesen? Ich habe mir dann doch den Kodiak angeschafft und ich kann nach 11.000 Fahrtenkilometern auf dem Mittelmeer bestätigen, dass ich noch heute mit der Entscheidung und diesem Gefährt zufrieden bin.